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Osterbotschaft 2020 des Metropoliten Augoustinos von Deutschland

Osterbotschaft 2020 Metropolit Augoustinos

Osterbotschaft

des Metropoliten Augoustinos von Deutschland

(Bonn, Ostern 2020)

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Liebe orthodoxe Christen in Deutschland,

dieses Ostern ist anders, anders als alle von uns es bisher erlebt haben und, so Gott will, anders als alle zukünftigen Osterfeste. Anstatt wie gewohnt die Auferstehung unseres Herrn in der Kirche zu feiern, in der Kirchengemeinde, in der Familie, sind wir isoliert: aus dem Fest der Gemeinsamkeit ist ein Ereignis der Einsamkeit geworden.

Eine Vielzahl von Gefühlen bewegt uns. Da ist zunächst die Angst um die eigene Gesundheit und jene der Menschen, die uns lieb sind; da ist die Ohnmacht und die Wut über diese unverschuldete Krise; da ist die Trauer um die Menschen, die wir verloren haben durch diese Krankheit oder aus anderen Gründen in diesen Tagen der Pandemie. Und natürlich ist da auch die Dankbarkeit für die vielen Menschen, die uns als Ärzte und Krankenschwestern zur Seite stehen, die uns unseren Alltag erleichtern und für alle, die in diesen Tagen für uns da sind. Als Metropolit unserer Kirche hier in Deutschland möchte ich zu diesen Personen auch unsere Priester zählen, die sich unter Berücksichtigung aller gesetzlicher Bestimmungen darum mühen, schweren Herzens, weil die Gemeinde nicht anwesend sein kann, täglich die Gottesdienste zu feiern, unseren Gläubigen beizustehen und das Kreuz ihres Priestertums auf sich nehmen.

In diesem Jahr war auch unsere Fastenzeit eine ganz besondere. Denn unser Verzicht betraf nicht nur die Auswahl unserer Speisen, sondern bezog sich auch auf unsere sozialen Kontakte, auf unsere Bewegungsfreiheit und natürlich auch auf unseren Kirchgang. Das, was die Kirchenväter über das Fasten sagen, dass wir es nämlich nicht primär als Verlust oder Verzicht, sondern als geistlichen Gewinn sehen sollen, gilt auch hier. Nicht ein staatliches Verbot, sondern unsere Anstrengung für die Gesundheit unserer Mitmenschen sollen uns in Erinnerung bleiben. Nicht Verlust, sondern Gewinn heißt die Devise.

Und was ist der Gewinn dieses eigenartigen Osterfestes für uns? Wir könnten uns daran erinnern, was jedes Osterfest für uns bedeutet: einen Neuanfang und eine Rückbesinnung auf das Leben, das wahre Leben. „Das Leben im Grabe“ singen wir jedes Jahr am Großen Freitag und auch dieses Jahr haben wir es sozusagen in Gedanken getan. Und wenn wir der Auffassung waren, dass unser eigenes Leben sich gewissermaßen im Grabe befindet, haben wir uns daran erinnert, dass es Christus ist, der im Grabe liegt und als Leben bezeichnet wird; hier ist nicht die Rede von einem Toten, sondern vom Leben selbst. Unser Leben wird nach dieser Krise ein anderes sein, wenn wir das Grab der Verzweiflung, der Isolation und der Krankheit verlassen haben werden. Unser Leben wird das des Lazarus nach seiner Auferstehung am vierten Tag sein. Ich bin sicher, dass er anders gelebt hat, nachdem er den Tod gekostet hatte. Auch wir werden anders leben nach dieser Krise. Ein Osterhymnus drückt dies so aus: „Gestern wurde ich mit dir, Christus, begraben, heute erhebe ich mich mit dir, dem Auferstehenden, gestern mit dir gekreuzigt, verherrlichst du mich mit dir, Erlöser, in deinem Reich.“

Diese Herrlichkeit des Reiches Gottes in all ihrer Schönheit und Freude wünsche ich Ihnen, meine lieben orthodoxen Christen unseres Landes. Ich rufe Sie auf zum Gebet und zu einer Wiederentdeckung des Glaubens an Jesus Christus, den Herrn über Leben und Tod. Ich ermutige sie zu einer Besinnung auf die wirklichen, die bleibenden Werte unseres Lebens. Und ich bitte Sie, bleiben Sie unserer gemeinsamen Mutter, der Kirche, treu, die gerade in diesen schwierigen Zeiten hilft, wo sie kann, und deshalb auch jede Hilfe verdient. Der hl. Johannes Chrysostomus fasst es so zusammen: „Auferstanden ist Christus und das Leben triumphiert. Auferstanden ist Christus und kein Toter im Grabe. Denn Christus ist von den Toten auferstanden, der Erstling der Entschlafenen geworden. Ihm sei die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit.“

 Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!

+ Metropolit Augoustinos von Deutschland

Exarch von Zentraleuropa