Die Gemeinde

Geschichte der Kirchengemeinde der Lebensspendenden Quelle

Die Geschichte der griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde beginnt mit dem Wirtschaftsaufschwung und der Anwerbung der sogenannten „Gastarbeiter“ durch Deutschland. Ab 1960 kamen zahlreiche Griechen nach Deutschland, um für eine begrenzte Zeit Geld zu verdienen. Nach und nach kamen dann auch die Ehefrauen und die Kinder nach. Um ihren Glauben leben zu können, gründeten anfangs Laien Gemeinden. 1963 wurde die griechisch-orthodoxe Metropolie in Deutschland durch das Ökumenische Patriarchat gegründet. In diesem Jahr wurde auch in Wuppertal eine Gemeinde gegründet – und zwar die Kirchengemeinde zur Lebensspendenden Quelle (Zoodochou Pigis). Die Zahl der Griechen war zu dieser Zeit in Wuppertal sehr hoch, es waren an die 2500.

 In den Anfangszeiten wurde die Gemeinde vom Wuppertaler Lackfabrikanten Dr. Kurt Herberts unterstützt, der eine gewisse Liebe für die Kultur und das Land hatte. 1971 hat er ein Ausländerwohnheim für Griechen gebaut, dass vom Metropoliten von Deutschland, Irineos Galanakis, eingeweiht worden ist. Im Jahre 1972 waren 400 Griechen bei Herberts beschäftigt.

Durch die Hilfe der Evangelischen Kirchengemeinde Unterbarmen konnte in den Anfangsjahren die Liturgien in der Petrus- und Pauluskirche und in der Friedhofskapelle am Unterbarmer Friedhof abgehalten werden. 1967 konnten durch zahlreiche Verhandlungen der Kirchenkreise Elberfeld und Barmen und dem Diakonischen Werk das nicht mehr benötigte reformierte Gemeindezentrum am Uellendahl als Kirche zur Verfügung gestellt werden. Das Gebäude verfügte über einen Betsaal und Gemeinde- und Gesellschaftsräume.

Es war ein Ereignis von ökumenischer Bedeutung, als der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Joachim Beckmann, im Beisein von Repräsentanten von Staat und Stadt, Kirche und Gesellschaft die Räume den orthodoxen Metropoliten Poliefktos Finfinis, Exarch von Holland und Dänemark, übergab. Es galt damals als ein „Zeichen der Verständigung von Deutschen und Ausländern, Protestanten und Orthodoxen“. An der Zeremonie nahmen auch der königlich-griechische Botschafter Alexis Kyrou und der Generalkonsul Nikolaos Koumbos teil.

  Die Kapelle wurde im Jahre 1896 vom Architekten Christian Gerhard als reformiertes Gemeindehaus mit Betsaal und Küsterwohnung für den 8. Bezirk der evangelisch-reformierten Gemeinde Elberfeld und später für den Bezirk Uellendahl der Gemeinde Elberfeld-Nord als roter Ziegelbau mit T-förmigen Grundriss und Dachreiter gebaut. 1958 konnten vom Elberfelder Architekten Emil Hannert ein Anbau für Jugendräume erbaut werden. Im Dachreiter gab es zwei Glocken, der Dachreiter wurde erst vor ein paar Jahren aus Statik-Gründen abgetragen. Durch Mitgliederschwund und dem Bau eines neuen Gemeindezentrums am Uellendahl wurde am 20.3.1967 der letzte evangelische Gottesdienst dort gefeiert. Am 31.3.1967 fand die Einweihung zur orthodoxen Kirche zur Lebensspendenden Quelle statt.

Das Innere der Kirche wird von einer in Griechenland aus Holz handgeschnitze Ikonostase und der Ikone der Muttergottes dominiert. Die auf Stoff, über dem Altarbereich, gemalte Wandikone ist mit 15 qm eine der größten Ikonen Europas. Die Kirche schmücken noch ein Bischofsthron, zahlreiche Ikonen an Wänden und Decken, die aus der alten Kirche Heiliger Andreas in Düsseldorf stammen, und eine Holzempore aus der Anfangszeit der Kirche.1995 konnte im Außenbereich ein freistehender Glockenträger mit drei in Griechenland gegossenen Glocken aufgestellt werden.

Seit Februar 2013 werden im Kircheninneren die Reliquien des hl. Mönchspriester Georgios Karslidis verehrt. Die Ikone des hl. Georgios wurde vom rumänisch-deutschen Bühnenbildner, Künstler und Ikonenmaler Laurentiu Tuturuga gemalt. Die Reliquien wurden persönlich vom Metropoliten Pavlos aus Drama der Gemeinde übergeben.

 Der erste Priester der Gemeinde war Erzpriester Vasilios Zaggas. Der Erzpriester Charalambos Stefanopoulos hat „Zoodochou Pigis“ maßgeblich geprägt, er war von Oktober 1972 bis zum Frühjahr 2000 Priester. Ab 2000 ist Priester Eleftherios Argyropoulos Vorsteher.

 Auch heute noch sind die meisten Gemeindemitglieder Griechen, die schon in dritter oder vierter Generation in Deutschland leben, aber auch einige aus der ersten Generation. Zu den Gottesdiensten kommen aber auch orthodoxe Christen anderer Nationalitäten, wie Deutsche, Rumänen, Italiener, Äthiopier, Eritreer, Russen und sogar ein Chinese.

 Zu den orthodoxen Mitbrüdern der russischen und serbischen Gemeinden in Wuppertal bestehen gute Kontakte. Die Gemeinde ist auch Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und Gemeinschaften in Wuppertal und einmal im Jahr findet eine ökumenische Vesper (Andacht) mit der Katholischen Pfarrgemeinde St. Antonius und der Evangelischen Kirchengemeinde Gemarke statt.

Das gesamte Kirchengebäude samt Einfriedung (Mauer an der Straßenfront und Tor) stehen seit dem 10.6.1991 unter Denkmalschutz.

 http://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Details.aspx?id=6392&strasse=Uellendahler%20Str.&hnr=407  

 Cesare Borgia

Quellen (u.a.):

Der Lackfabrikant Dr. Hermann Herberts, 2009

Atlas der Wuppertaler Glaubensgemeinschaften, 2007

Kirchen und Gottesdienststätten in Elberfeld, 1999

Denkmalliste der Stadt Wuppertal

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